Montag, 3. Januar 2011

Poly und die Presse

Guten Morgen allesamt,

ich habe den Eindruck, wenn man möchte, dass die Botschaft richtig rüber kommt, dann muss man selbst schreiben. Oder zumindest darf man das, was über einen geschrieben wird, nicht unkommentiert stehen lassen. Im aktuellen SPIEGEL (01/2011) findet sich auf Seite 54 ein Bericht über "Carl Gustavs Freunde" - und damit sind wir gemeint. (Wer ist eigentlich Carl Gustav...?)

(mehr...)


Eichhörnchen, so nennt er die Neuen in seiner Bewegung,

Hierzu stelle ich fest: a) das ist nicht meine Bewegung und b) "Eichhörnchen" nutzte ich primär als Bezeichnung für sexuell für mich attraktive Menschen - da "geile Sau" 1.) nicht genderneutral ist und 2.) Schweine von den wenigstens als "süß" angesehen werden.
Ergo: Nicht alle Neuen sind automatisch "Eichhörnchen", aber einige "Eichhörnchen" sind schon dabei... :)

Hauke trägt einen Wollpullover

Hierzu stelle ich fest: Ich besitze keine Wollpullover, es handelt sich um Baumwolle. ;)

er redet über Monogamie, die großer Mist sei,

Lieber SPIEGEL, nur weil ich selbst mich gegen eine sexuell exklusive Beziehung entschieden habe, heißt das noch lange nicht, das ich eine monogame Beziehungsform für alle Menschen für "Mist" halte. Ich habe diverse Leute kennengelernt, für die eine polyamore Beziehung nicht angebracht wäre (aus diversen Gründen), ich halte sie auch nicht für jeden und alle für erstrebenswert.

Hauke, selbständiger Berater, ist seit vier Jahren mit Constanze zusammen, der rundlichen IT-Trainerin

Hierzu stellt Constanze fest: "Ich bin nicht rund!" Ich bin ihrer Meinung.

Und mit Axel, dem ernsten Airbus-Angestellten schräg gegenüber.

Hierzu stelle ich fest: Ich habe mit Axel keinerlei sexuelle Beziehung. Z.Zt. gestaltet sich unsere Beziehung wie folgt: Sowohl Axel als auch ich haben eine Liebesbeziehung mit Constanze. Also ein ganz hetero-normales 'V' :)

Einer fragt, ob jemand zufällig die Carl-XVI.-Gustaf-Biografie gelesen habe.

Ok, ich kann mich nicht an die Frage erinnern, aber meine Ohren sind ja nicht überall. Interessanterweise kann ich mich auch nicht an meine Antwort erinnern:

Das Problem sei hier, sagt Hauke und haut sich auf die Stirn. Im Kopf.

Also wenn ich mir auf die Stirn haue, dann höchstens als universelles Zeichen für das "Brett vor dem Kopf". Das Treiben des europäischen Hochadels ist mir ziemlich egal, ich kann dem Voyeurismus der Regenbogenpresse nicht das Geringste abgewinnen.
Ich musste erst einmal recherchieren, um den Kontext herstellen zu können. Für diejenigen, denen es ähnlich geht: Carl-XVI.-Gustaf ist König von Schweden, in der (nicht autorisierten) o.g. Biographie erwähnt der Autor auf Basis einer anonymen Quelle die Ausschweifungen des Königs in Nachtclubs. Lt. Carl-Gustaf liegen die Ereignisse bereits etliche Jahre zurück und er habe bereits mit seiner Frau darüber gesprochen.
Soweit zu den "Fakten" - oder das, was man dafür hält. Nur, was hat das ganze mit Polyamorie zu tun? Bei "Poly" geht es um das Führen von mehreren Liebesbeziehungen zur selben Zeit. Was Carl-Gustaf veranstalten haben soll, fällt irgendwo in das weite Feld der Nicht-Monogamen Beziehungen, wo hinein natürlich auch polyamore Beziehungen fallen. Nur ist das genauso, als würde ich High-Heels mit Laufschuhen vergleichen. Beides sind Schuhe, mit den einen kann man eine weite Strecke zurücklegen, mit den anderen auf einer Party wundervoll aussehen.

Es gibt zwei Wohnungen und einen Google-Kalender, in den tragen Axel, Hauke und Constanze ein, wer wann bei wem schläft.

Diesen Kalender gibt es tatsächlich, allerdings steht da so ziemlich alles drin, was irgendwie von Belang ist - Urlaube, Arzttermine, Berufliches. So wie in so ziemlich jeder Familie - nur dass wir dazu ein Online-Werkzeug benutzen, da es in unserer Wohnsituation sinnvoller ist.

Lieber SPIEGEL, ich mag euch wirklich - wir haben euch im Abo und ich benutze sogar eure Selbstschreibung (in Großbuchstaben), allerdings sehe ich noch viel Potential bei den Details...

----

Zum Film "Drei" von Tom Tykwer - wir haben vor, uns den Film morgen Abend im Passage-Kino anzusehen, da kann ich erst Mittwoch etwas zu schreiben.

Post Scriptum: Der Preis für die schnellste "Ich hab was in der Zeitung gelesen und jetzt machen wir auch einen Artikel darüber" Reaktion geht an die MOPO, die uns heute morgen um 10:07 Uhr mit einer Anfrage zu einem Interview beglückte. Herzlichen Glückwunsch ;)